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14.01.2017 Die Installation von Programmen, die NICHT in den Paketquellen der Distribution enthalten sind (unter Zuhilfenahme des "midnight commanders" == mc)

Die Paketquellen der Distributionen sind sehr umfangreich. Trotzdem kommt es ab und zu vor, dass man Programme installieren will, die nicht in den Paketquellen vorhanden sind. Aktuell haben wir den Messenger Telegram behandelt.

Telegram ist ein Messenger, der vom Leistungsumfang her eine Alternative zu "What's App" darstellt. Es gibt ihn für Smartphones mit Android, für IPhones, für Smartphones mit Firefox-OS und Windows.

Zusätzlich gibt es aber - und das gibt Telegram ein Alleinstellungsmerkmal im Gegensatz zu "What's App" - Programme, die auf üblichen Desktop-Betriebssystemen wie Linux, MAC-OS und Windows laufen. Das bedeutet, man kann den Messengerdienst Telegram (wenn man ihn bereits auf einem Smartphone installiert und eingerichtet hat) auf beliebig vielen Desktop-PCs (oder Notebooks) gleichzeitig (mit dem gleichen "Account" wie auf dem Smartphone) benutzen. Dadurch ist es möglich, die Smartphone-Welt und die Computerwelt "messengertechnisch" zu verschmelzen.

Das Programm dafür gibt es vom Anbieter Telegram für Linux, MAC-OS und Windows zum freien Download. Aber es ist nicht nur kostenlos - es liegen auch die Quellen dafür auf einem GitHub offen. Es ist folglich Open-Source! Der Anbieter von Telegram möchte aber nicht für jede Distribution (Debian, Ubuntu, Fedora, Arch-Linux, SuSE um nur ein paar stellvertretend für hunderte zu nennen) ein eigenes Paket pflegen. Es gibt also Binaries zum Download (die kann man "direkt" installieren), und wer möchte kann sich das Telegram auch aus den Quellen selbst bauen. Telegram ist ein nicht-kommerzielles Projekt, das durch großzügige Sponsoren dem Nutzer ein Höchstmaß an Sicherheit und Privatsphäre bietet, auf Dauer werbefrei und kostenlos (!!) sein wird und dank seiner technisch ausgeklügelten Organisation selbst von Regierungen oder der NSA nicht abgehört werden kann. Es wären viele Gerichtsbeschlüsse aus weit verstreuten Ländern nötig, um Telegram zur Herausgabe der Schlüssel zu zwingen, und Hacker müssten viele verschiedene Server gleichzeitig knacken, um an die Schlüssel zu gelangen. Trotzdem hat es den kompletten Leistungsumfang wie What's App.

Wir haben hier die Installation von Telegram mit Hilfe downloadbarer Binaries behandelt.

Installiert man ein Linux-Programm mit Hilfe der Paketquellen (also mit der Kommandozeile apt-get oder aptitude oder mit grafischen Paketmanagern wie Synaptic) dann läuft der Installationsvorgang automatisch. Der Nutzer braucht sich nicht darum zu kümmern, was bei der Installation passiert, ob ein Eintrag im Start-Menü erzeugt wird etc. Auch zukünftige Updates erhält er automatisch.

Anders ist das bei einer händischen Installation wie die die wir im Folgenden gemacht haben. Man muss dabei

  • die ausführbaren Dateien beschaffen ("Download")
  • die ausführbaren Dateien (Binaries) an die "richtige" Stelle kopieren
  • ihnen ggf. die richtigen Rechte vergeben
  • und sich in Zukunft um Updates selbst kümmern (oder Maßnahmen ergreifen, die Updates als "User" ermöglichen - davon auf einem der nächsten Vorträge mehr)

Wir haben diesen Vorgang auf der Kommandozeile durchgeführt. Dabei haben wir ein aus der DOS-Zeit bekanntes, sehr nützliches Werkzeug (den midnight commander) zu Hilfe genommen und einige Funktionen des mc angewendet. Da der mc ein sehr mächtiges Werkzeug ist, wurden nur die Funktionen "Öffnen eines gepackten Archivs", "Erstellen eines neuen Ordners" und "Kopieren von Dateien von A nach B" benutzt. Im Laufe der nächsten Zeit werden wir uns immer mehr mit dem mc beschäftigen und nach und nach seinen Leistungsumfang zu schätzen lernen. Informationen zur Nutzung des mc gibt es hier.

Linux hat im Gegensatz zu Windows eine schon aus Unix-Zeiten übernommene "innere Ordnung". Diese Ordnung ist ein wesentlicher Punkt, warum Linux besser zu pflegen ist (und im Fehlerfall besser zu reparieren) als Windows. Es ist deswegen Pflicht, sich an diese Ordnung zu halten, wenn man die Vorteile nicht verspielen will. So gehört ein von Hand installiertes Programm wie Telegram in den Ordner /opt - der Übersichtlichkeit halber in einen Unterordner, dem man einen Namen gibt, der seinen Sinn sofort erkennen lässt. In diesem Fall ist der Name telegram. Eingriffe in andere Ordner als den eigenen Heimatordner (zu finden unter /home/username) sind einem User nicht möglich. Folglich muss man sie as User "root" durchführen.

Achtung: "root" darf alles - auch Sinnloses oder gar Destruktives! Daher sollte man sich, wenn man etwas als "root" tut, immer darüber im Klaren sein, was man tut und im Zweifelsfall erst jemanden fragen, der sich damit auskennt...

Es wird vorausgesetzt, dass der Rechner einen funktionsfähigen Internetzugang besitzt.

Zunächst navigieren wir mit einem Browser auf die Webseite von Telegram und laden uns das "richtige" Binary herunter. Ein gut und richtig konfigurierter Browser unterstützt uns bei der Auswahl dadurch, dass von der Webseite gleich das passende Binary angeboten wird (32 Bit oder 64 Bit, und Linux - nicht Windows). Die Tatsache, dass der Browser das benutzte Betriebssystem übermittelt ist also nichts Böses - es ist eine große Hilfe und nützt uns sehr. Nach Klick auf den Download-Button startet der Download und wir finden das Ergebnis in unserem Download-Ordner.

Nun öffnen wir ein Terminal (auch Konsole genannt) und machen uns dort vom User "zu root". Dies geschieht auf den meisten Systemen durch Aufruf des Kommandos su. Auf Ubuntu-basierten Distributionen ist dafür das Kommando sudo su nötig. Wurde das Kommando erfolgreich ausgeführt, erkennt man auf der Eingabezeile ein root@. Nun haben wir ein "root-Terminal" aktiv und können mit der Installation beginnen.

Wir rufen das Kommand mc auf. Führt das nicht dazu, dass der mc startet, sondern zu einer Meldung, dass der mc nicht installiert ist, so müssen wir diesen erst installieren. Der mc ist in den Paketquellen aller Distributionen erhalten. Er wird installiert durch das Kommando apt-get install mc. Nach kurzer Installationszeit ist auch auf solchen Rechnern der mc installiert und wird nun aufgerufen.

Der mc wird ausschliesslich über die Tastatur gesteuert - die Maus lassen wir komplett "links liegen"!

Wir gehen mit dem Aktionsbalken in das rechte Feld des mc (Taste "TAB"), dort navigieren (mit den "Pfeil nach oben" und "Pfeil nach unten"-Tasten, Auswahl mit "Enter") wir in den Ordner /opt. Dieser ist entweder leer - oder dort sind schon andere Ordner von Programmen zu sehen, die nicht mit dem Paketsystem installiert wurden. Wir erstellen jetzt im Ordner /opt mit dem mc (Taste "F7") einen neuen Ordner telegram. Dieser ist nach der Erstellung auch sofort geöffnet. Jetzt wechseln wir in das linke Feld des mc-Fensters und navigieren dort in unseren Download-Ordner bis der Balken auf der heruntergeladenen Datei steht (bei 64-Bit-Systemem "tsetup1.0.0.tar.xz"). Es handelt sich um ein Archiv - was der mc behandeln kann wie einen Ordner. Wir drücken wenn der Aktionsbalken über der Datei steht einfach "Enter" - schon ist das Archiv geöffnet. Im Archiv befindet sich der Ordner Telegram - den wir auch öffnen. Darin befinden sich zwei ausführbare Dateien (erkennbar am Sternchen vor dem Namen) Telegram und Update. Diese "markieren wir" (mit Hilfe der "EINFG"-Taste) und kopieren sie dann (mit Hilfe der "F5"-Taste" in das noch leere rechte Feld. Dort erscheinen ihre Namen dann auch nach kurzer Zeit. Damit ist der Installationsvorgang abgeschlossen. Einen Eintrag im Startmenü erstellen wir in unserer ersten Übung nicht. Das Fenster mit dem mc kann (und sollte!!!!) jetzt geschlossen werden. Es ist immerhin ein "root-Fenster", mit dem man großen Nutzen - aber auch großen Schaden - anrichten kann...

Wir können das Programm telegram nun starten, indem wir mit dem Dateimanager zum Ordner /opt/telegram navigieren und dort die Datei Telegram doppelt anklicken. Es dauert ein paar Sekunden (weil telegram wie alle anderen Linux-Programme beim ersten Start seine Konfiguration auf der Festplatte im Heimatverzeichnis des Benutzers erzeugt) - dann können wir loslegen zu "messengen" :)

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